Nach F. Ruppert ist Heilung einer durch Trauma geschädigten Psyche nur von Innen her zu erreichen. Die Psyche hat zudem aus sich selbst heraus das Bedürfnis und das Selbst-Heilungspotential, wieder als gesunde Psyche zu funktionieren und die Realität so zu erfassen, wie sie wirklich ist.
Durch die aus Überlebensstrategien entstandene Notwendigkeit, bestimmte Realitäten zu verleugnen, werden Selbstheilungsversuche immer wieder torpediert.
Klarheit hierüber zu erlangen, d.h., die eigene Wahrheit zu sehen, ermöglicht die Resonanztechnik. Andere Menschen spiegeln mir als Resonanzgeber wider, wie es in meiner Psyche aussieht. Wenn ich mich selbst darin erkenne, wird die traumabedingte Spaltung rückgängig gemacht – wenn ich mich dafür entscheide und das will.
Ohne eigenes Anliegen macht es keinen Sinn, mit der therapeutischen Arbeit zu beginnen!
Franz Ruppert
Nur ein selbstgewähltes Anliegen gewährleistet, dass der Anliegen-Einbringer in den danach folgenden Resonanzprozeßen auch dann noch offen bleibt, wenn sich seine Überlebensstrategien und traumatisierten Anteile zeigen und ihn mit ihren negativen Folgen für sich selbst und andere konfrontieren.
Nur so kann jemand selbst die Verantwortung dafür übernehmen, ob er mit seinen, die Realitäten verleugnenden Opfer-und Täter-Haltungen weitermachen oder lieber seine gesunde Psyche entwickeln will, auch wenn es momentan noch große Angst erzeugt und sehr schmerzhaft ist.
Je schwächer die Täter-und Opfer-Haltungen werden und die verleugneten Trauma-Realitäten allmählich ans Licht kommen dürfen, umso klarer können die gesunden Anteile eines Menschen, das Ich wieder die innere Führung übernehmen.
Der Mensch kann vielleicht zum ersten Mal die Verantwortung für sein Leben übernehmen. Er kann allmählich die erlittenen Schädigungen mit all den damit verbundenen Ängsten, Wutgefühlen, Schamgefühlen, Schmerzen, enttäuschter Liebe und abgrundtiefer Einsamkeit annehmen.
Man muss dann keine Opfer-und Täter-Haltungen mehr aufrecht halten, um Traumagefühle abzuwehren.
Wer bei sich ist, fühlt sich nicht mehr allein und verlassen.
Ein Anliegen …
Was zeigt mein Anliegen …
Therapeutische Ziele
Die Förderung der Ich-Stabilisierung, das Unterstützen einer eigenen Willensbildung, das Achten auf eigene gesunde Bedürfnisse, das Zurück-kommen in den eigenen Körper sind die zentralen Ziele dieser Therapieform.
Einzelarbeit
Hier werden anstatt der Resonanzgeber Bodenanker ausgelegt und die Anliegenaufsteller*in geht selbst in Resonanz mit allen Anteilen des Anliegens. Der Prozess wird wie in der Gruppenarbeit begleitet.
Die Anliegen-Methode ist eine Methode, die mit Aufstellungen arbeitet und sich aus dem Familienstellen von Bert Hellinger entwickelt hat. (Inhaltlich sind diese Methoden nicht vergleichbar.) Diese Arbeit kann sowohl in Gruppen- als auch als Einzelarbeit erfolgen.
Franz Ruppert nennt diese Arbeit jetzt: Selbstbegegnung mit dem Anliegensatz.
Die Anliegenaufsteller*in schreibt ihr Anliegen auf ein Flipchart (oder Whiteboard). Das Anliegen besteht aus 3 Worten / Begriffen. Bei einem Anliegensatz werden drei Begriffe ausgewählt. Dann werden diese Begriffe auf Zettel geschrieben und nun beginnt der Prozeß, das die Resonanzgeber*innen ausgesucht werden, die die Zettel mit den Begriffen bekommen. Sie fühlen sich in die Rolle des ihnen übergebenen Begriffs ein. Dann folgt eine Zeit der Sammlung der Anliegenaufsteller vor dem Satz und in seinem Tempo gibt er den Resonanzgebern ein Zeichen, das der Prozeß beginnen kann.
Es beginnt eine Phase, in der nicht gesprochen wird. Die Resonanzgeber spüren in sich hinein, was kommt, was sie ausdrücken wollen ... Sie können sich bewegen, Gesten ausdrücken, miteinander in Aktion gehen …
Die Anliegenaufsteller*in beobachtet das Geschehen und entscheidet, in welcher Reihenfolge sie die Stellvertreter befragt, z.B., was in ihnen vorgeht, wie sie sich fühlen, was sie fühlen, wie alt sie sind und wie und wann sie mit ihnen in Interaktion geht ... und welche reaktionen kommen.
Der therapeutische Begleiter lässt den Prozess sich frei entwickeln, er beobachtet und fragt evtl. nach vergangenen Ereignissen oder einer Deutung der Worte/Begriffe. Er kann vorschlagen, Mutter oder Vater hinzuzunehmen, mit denen eine Verstrickung oder Identifikation besteht.
Das Ziel ist, den Menschen in eine emotionale Eigenresonanz zu bringen, d.h., das er fühlen kann, einen Kontakt bekommt zu dem, was er sieht und was in ihm vorgeht. Ob es einen inneren Kontakt gibt, ist an der emotionalen Reaktion der Anliegenaufsteller*in abzulesen.
Wirkmechanismen der Methode
Wir alle senden bewußt und unbewußt Informationen aus, die bei anderen eine Resonanz erzeugen. Die Reaktionen der Resonanzgeber aktivieren beim Aufstellenden psychische Vorgänge auf verschiedenen Ebenen. Alle Informationen sind im Feld …
Der Spiegelungs-Resonanz-Prozess kann Erinnerungen, Gefühle aus dem expliziten und impliziten Gedächtnis ins Bewußtsein holen.
Wenn die Anliegenaufsteller*in im Prozeß in tiefe Gefühle kommt, können sich die zersplitterten inneren Anteile wieder einander annähern.
Absolut wichtig ist ein gesunder Ich-Bezug. Zuerst muss das Trauma der Identität bearbeitet werden.
Auch Wut bindet nur an den Täter und die Opferhaltung bleibt bestehen.
Es wird nur wichtig, den erforderlichen Abstand zu ihnen zu halten und sich konsequent nicht mehr mit ihnen zu beschäftigen. Sich selbst zu schützen ist vorrangig.
Auch kein Mitleid haben mit alten Eltern, die Täter waren …
Niemand kann seine eigene traumatisierte Kindheit nachträglich gutmachen. Wir können sie nur annehmen, wie sie war.
Das Zurückgehen in diese Zeit dient dazu, mitfühlend die damals abgespaltenen Kind-Anteile abzuholen und in das Gesamt der eigenen Identität zu integrieren.
Dazu bedarf es eines Ichs, das so alt ist wie ich jetzt bin. Und dass auch angesichts hochkommender Trauma-Gefühle nicht wegbricht.
Durch ein Anliegen in Regression zu gehen, wie z.B., ich möchte mich selbst liebevoll halten, funktioniert so nicht.
Wir können nicht gleichzeitig Kind und Mutter in einer Person für uns sein.
Wer erkannt hat, in einer Täter-Opfer-Dynamik zu stecken, kann die Motivation entwickeln, daraus auszusteigen, auch wenn er akut aus den Beziehungssystemen noch nicht aussteigen kann.
Seine Ziel werden sein …
In Anlehnung an: Franz Ruppert: Körper . Trauma . Ich (Kösel-Verlag, 2017)
© Ruth Sofia Dirkes 2020 - rsdirkes@t-online.de
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